Die meisten Überlebenden des Genozids von 1994 leiden noch heute unter schweren Traumafolgestörungen. Da das Land nur über wenige Psychiater und eine begrenzte Zahl von Psychologen verfügt, werden traumatisierte Personen überwiegend durch Sozialarbeiter, Pfarrer und menschlich besonders qualifizierte Laien betreut und versorgt.
Das Ziel des Projektes ist es, Fachkräften, die bereits mit traumatisierten Menschen therapeutische oder beratende Arbeit leisten, traumatherapeutische Kenntnisse zu vermitteln, damit diese sie in eigenen Weiterbildungsveranstaltungen an andere Fachkräfte weitergeben. Darüber hinaus sollen Lehrer und Pfarrer, die täglich mit den Folgen der Traumatisierung bei Schülern und Gemeindemitgliedern konfrontiert sind, Anleitungen erhalten, wie sie mit traumatischen Krisen umgehen können.
Unterstützt wird das Projekt durch den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) in Kooperation mit dem Protestantischen Rat von Ruanda (Conseil Protestant du Rwanda, CPR), der auch die Organisation der Weiterbildungseinheiten übernimmt.
The "Training of Trainers" in trauma-oriented psychotherapy in the training center of the Protestant Council of Rwanda (CPR) in Kigali/Rwanda
La "formation des formateurs" en psychothérapie du traumatisme dans le centre de formation du Conseil Protestant du Rwanda (CPR) à Kigali/Rwanda
Therapeutische Techniken der Ressourcenaktivierung stehen im Vordergrund der Ausbildungseinheiten. Die Teilnehmer üben die Techniken im Rollenspiel ein.
Therapeutic techniques of resource activation are the main subject of the training units. The participants use role-plays to exercise the therapeutic techniques.
Les techniques d'activation des ressources sont le thème central des unités de formation. Les participants utilisent le jeu de rôle pour exercer les techniques thérapeutiques.
In der Zeit von 2009 bis heute konnte unsere Arbeitsgruppe unter dem Dach des Protestantischen Rats von Ruanda (Conseil Protestant du Rwanda, CPR), gefördert von Brot-für-die-Welt, ca. 150 Experten in moderner psychodynamisch-ressourcenorientierter Traumatherapie ausbilden. Die Teilnehmer/-innen sind klinische Psychologen/-innen, Sozialarbeiter/innen und psychiatrische Krankenpflegekräfte. Die meisten von ihnen hatten bereits eine basale Ausbildung in Trauma Counseling und brachten praktische Erfahrung mit traumatisierten Klienten mit. Jeder Ausbildungskurs erstreckte sich über 1 Jahr, er umfasste 4 Unterrichtseinheiten zu je 1 Woche. In den Intervallen zwischen den Unterrichtseinheiten führten die psychotherapeutische Behandlungen durch. Während der Unterrichtseinheiten wurden theoretische Kenntnisse vermittelt und laufende Behandlungsfälle der Teilnehmer diskutiert.
Die Unterrichtseinheiten wurden zum Teil von Mitgliedern des Ruanda-Teams von TraumaAid Deutschland und in den letzten Jahren von auch unter Mitwirkung von Mitgliedern der ruandischen NGO Trauma Help Rwanda durchgeführt. Die NGO Trauma Help Rwanda wurden mit Unterstützung von Trauma Aid Deutschland 2016 gegründet und wurde inzwischen vom ruandischen Staat offiziell anerkannt.
Die vermittelten Inhalte folgen dem Konzept TPSS+/ROTATE . Vermittelt wurden die Grundlagen der Psychotraumatologie, Diagnostik der Traumafolgesymptomatik, therapeutische Gesprächsführung, psychodynamisches Beziehungsverständnis, imaginative Distanzierungstechniken (z.B. Container-Technik), allgemeine Strategien der Ressourcenaktivierung einschließlich imaginativer Techniken, Entspannungsverfahren (Muskelrelaxation nach Jacobson), allgemeine Beruhigungstechniken (z.B. „Butterfly Hug“, Klopfen von Akupunkturpunkten), spezifische Ressourcenaktivierung zur Stärkung von Ich-Funktionen und Bewältigungsfähigkeit (z.B. mit Hilfe der Absorptionstechnik), Pendeltechnik mit ausgiebiger Ressourcenaktivierung und sehr kurzer Traumaexposition (C. Fine, J. Knipe) zur Reduktion der traumatischen Stressbelastung. Psychohygiene der Therapeuten und Schutz vor sekundärer Traumatisierung waren weitere wichtige Themen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Kurses wandten die ihnen zuvor nicht bekannten Techniken der Ressourcenaktivierung mit gutem Erfolg an und nahmen selbst kulturspezifische Adaptationen vor. Besonders die imaginativen Stabilisierungstechniken wurden mit bemerkenswertem Erfolg eingesetzt.
An den Ausbildungseinheiten waren bisher beteiligt: Dr. Wolfgang Wöller, Hildegard Wöller, Silke Reimann, Dr. Dagmar Hilder, Martin Reimann, Dr. Gisela Roth. In der Vergangenheit wurden auch unter Mitwirkung von Dr. Helga Mattheß und Dietmar Heller EMDR-Weiterbildungen durchgeführt.
Aktuell führen wir eine Ausbildung zum TPSS+/ROTATE-Trainer und -Supervisor aus. Aus den 150 von uns ausgebildeten Experten wurden 25 eingeladen, an der Trainer- und Supervisoren-Ausbildung teilnzunehmen. Jede(r) von ihnen bildet eine Gruppe von 5-6 Traumaberater*innen zu TPSS+/ROTATE-Therapeut*innen aus.
Unabhängig von der Zusammenarbeit mit dem CPR unterstützen wir eine von ruandischen Traumaberatern/-innen gegründete Traumaberatungsstelle in einem Außenbezirk Kigali. Die meisten der Traumaberater/-innen dieser Beratungsstelle waren im Jahr 2008 in einem einwöchigen Weiterbildungskurs in der Rhein-Klinik Bad Honnef in Techniken der Stabilisierung und Ressourcenaktivierung ausgebildet worden. Auch hier werden die erworbenen Techniken mit gutem Erfolg eingesetzt. Dieses Institut kann wegen der Armut der meisten Klienten nur in Ausnahmefällen mit Einnahmen rechnen und ist daher fast ausschließlich auf Spenden angewiesen.
Nachts kehren die Bilder zurück. Artikel im Deutschen Ärzteblatt
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